Von Marcus Schulze.
Jena. Anfangs der Regionalliga-Rückrunde waren die VSV-Damen reichlich abstiegsgefährdet, doch dieses Problem ist mittlerweile vom Tisch. Wie den Jenaerinnen der Umschwung gelang, verriet Kapitänin Juliane Großwendt…
Als alles vorbei war, widmete sich Juliane Großwendt der Nachbereitung – die Kapitänin des VSV Jena lehnte da am Samstagnachmittag nach der Partie gegen den Chemnitzer Volleyballverein an einer Wand in der Dreifelderhalle des Sportforums, um sich ausgiebig zu dehnen. Nicht einmal Töchterchen Lara konnte sie davon abhalten. Dennoch lauschte Juliane Großwendt gar aufmerksam den Gedanken ihrer Filia, die jedoch weniger um Regionalliga-Volleyball kreisten: Das viele Holz an den Wänden der Dreifelderhalle wäre im Falle eines Brandes nicht gerade von Vorteil, gab die Fünfjährige – sehr zum Erstaunen ihrer Mutter – zu bedenken. Was Kindern halt so durch den Kopf geht…
Die VSV-Kapitänin und ihre Mitstreiterinnen konnten am Samstag jedoch beizeiten ihren wohlverdienten Feierabend antreten, schließlich triumphierten sie souverän in knackigen drei Sätzen (25:19, 25:9 und 25:20) über die Volleyballerinnen aus Sachsen, die vor der Partie auf Platz vier der Tabelle rangierten. Für die Jenaerinnen wiederum war es der nunmehr fünfte Sieg in Folge. Doch damit nicht genug, seit der Begegnung gegen die Volley Juniors Thüringen (SSR) Anfang März haben sie nun die Gewissheit, dass sie auch in der kommenden Saison Bestandteil der Regionalliga sein werden: Nach einer völlig verkorksten Hinrunde, in der sie sechs Niederlagen in Folge über sich ergehen lassen mussten und plötzlich akut abstiegsgefährdet waren, gelang es ihnen im Laufe der Rückrunde, sich allmählich aus dem Tabellenkeller zu befreien – und nach ihrem Sieg vor gut zwei Wochen über die Volleyball-Ausbildungsmannschaft aus Erfurt konnten sie das Thema Abstieg endgültig hinter sich lassen. Nach dem nunmehr vorletzten Spieltag rangieren sie auf Platz sechs der Regionalliga.
„Unser Training während der vergangenen Tage und Wochen war richtig gut; außerdem konnten wir dank unserer Siege an den zurückliegenden Spieltagen reichlich Selbstbewusstsein tanken, sodass einzelne Fehler während eines Spiels nicht mehr so schwer wogen und wir deswegen nicht gleich in ein Loch fielen“, resümierte Juliane Großwendt.
Die Kapitänin betonte jedoch, dass man auch gegen Chemnitz eine Schwächephase durchlebt habe, doch während jener durchwachsenen Momente habe ein gewisser Christian Schumann an der Außenlinie sehr souverän agiert und ihnen sehr gute Tipps gegeben.
Ja, auf der Zielgeraden der Saison 2022/23 hat es bei den VSV-Damen eine grundlegende Veränderung an der Außenlinie gegeben: Christian Schumann, seines Zeichens Trainer der ersten Männermannschaft, übernahm vor ein paar Wochen die Geschicke des Teams und beerbte damit Anna Wirthwein. Die Trainerin aus Weimar, die zu Saisonbeginn das Amt antrat, legte es vor gut vier Wochen aus gesundheitlichen und mentalen Gründen nieder. Schumann wiederum stand bereits die gesamte Saison über – wenn es sein Terminkalender erlaubte – Wirthwein mit Rat und Tat zur Seite.
Dass er nach deren Rückzug bis zum Ende der Spielzeit das Amt übernommen habe, sei jedoch nur möglich gewesen, da seine VSV-Männer in der dritten Liga seit geraumer Zeit souverän an der Tabellenspitze der Play-down-Gruppe thronen würden und sich daher in Sicherheit wiegen dürften – und so habe er kurzerhand den Feuerwehrmann geben können, sagte Schumann und lachte…
Und warum läuft es nun wieder? „Die Mannschaft agiert dieser Tage als Einheit, und ich glaube auch, dass meine Spielerinnen nach der schwachen Hinrunde einfach zeigen wollten, dass man Jena nicht abschreiben darf“, sagte Christian Schumann, der punktuelle Unterstützung von Anton Rogow und Evgeni Leis erhielt.
Mit dem deutlichen Sieg über Chemnitz zeigte sich der Coach naturgemäß zufrieden. „Der Anfang war etwas holprig, doch dann lief es, zumal der zweite Satz schlichtweg überragend war, immerhin haben wir ihn 25:9 gewonnen“, resümierte Schumann, der insbesondere vom Dargebotenen von Friederike Brabetz und Antonia Greskamp angetan war. Des Weiteren hätten auch die beiden Nachwuchskräfte Ava Zielke und Nele Frings zu überzeugen gewusst, betonte der Coach, der mit seinem nächsten Atemzug auch noch auf die Leistung von Juliane Großwendt zu sprechen kam: Sie habe mal wieder alles gegeben…
Die VSV-Kapitänin wiederum konnte am Samstag noch keine eindeutige Antwort auf die Frage kredenzen, ob sie auch in der kommenden Spielzeit Bestandteil des Regionalligateams sein werde – vieles hänge davon ab, wie der Kader in der kommenden Saison aussehe. „Wir hatten in dieser Saison mit vielen Verletzungen und krankheitsbedingten Ausfällen zu kämpfen – und es war natürlich alles andere als leicht, besagte Ausfälle ein ums andere Mal zu kompensieren“, sagte die 37-Jährige, die in der vergangenen Saison, nach einer vierjährigen Pause, erstmals wieder in das Geschehen am Netz eingriff. Mit ihren Worten verwies die Kapitänin u.a. auf die langwierigen Ausfälle von Außenangreiferin Svenja Hoffmann und Zuspielerin Michele Stadelmaier.
Ach ja, ihre Töchter Lina (9 Jahre) und Lara (5) seien bei den Heimspielen stets zugegen gewesen, sagte Juliane Großwendt. Sie würden den Partien gerne beiwohnen und könnten sich zudem für den Sport begeistern. „Lina hat nun auch mit dem Volleyballspielen beim VSV Jena angefangen – wenn es nach mir gegangen wäre, hätte sie das nicht machen müssen, doch sie wollte unbedingt“, sagte die Mittelblockerin. Und ja, es freue sie natürlich ungemein, wenn Lina und Lara am Rand mitfiebern und sie anfeuern würden, während sie auf dem Feld stehe: Diese Art der Unterstützung sei etwas ganz Besonderes und mit nichts zu vergleichen…
Foto: Jan Giesecke
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