Ein Sieg blieb aber doch aus. Geld und eine durchdachte Transferpolitik gewinnen am Ende gegen intrinsische Motivation und Kampfgeist. Denkbar knapp jedoch, konnten sich die Oberfranken am Samstagabend erst im fünften Satz gegen die angereisten Jenenser durchsetzen. 3:2 und 15:13 zeigte die Punktetafel nach fast zweieinhalb Stunden Spielzeit an. Die knapp 60 Fans, die die 1,5m Mindestabstand auf der Tribüne mühelos einhalten konnten, sahen ein Volleyballfest*, nach dem am Ende beide Teams erhobenen Hauptes und mit dem positiven Gefühl etwas geleistet zu haben, das Spielfeld verließen. Doch von Beginn an.
Noch vor den Eltmännern trafen die Schumänner am Nachmittag des 23.10. vor der Georg-Schäfer-Halle in Eltmann ein. Für den ersten Motivationsschub sorgten die Gäste sogleich, indem sie ihre Gegner erstmal draußen stehen ließen. Einlass sei erst ab 1,5h vor Spielbeginn. Aus der sonst üblichen Erwärmung vor dem Spiel wurde für einige Spieler erstmal eine Erkältung. Vom langen Warten in der Kälte noch ganz steif, liefen diese dann auch während der Feldgewöhnung (Einspielen) alles andere als rund. Gewöhnen musste man sich außerdem an den Boden, der zum Schlittern einlud. Es konnte nur besser werden.
Von Trainer Schumann perfekt eingestimmt startete Jena fulminant in den ersten Satz und überraschte die Gegner, die sich siegessicher auf einen entspannten Abend eingestellt hatten. So schien es zumindest. Mit viel Stimmung und Kampfgeist wurde Eltmann sofort überrumpelt und ärgerte sich sichtbar über sich und den starken Gegner. Jena ließ die Hoffnungen auf einen einfachen Sieg von Beginn an zerplatzen und erarbeitete sich bis zur Mitte des ersten Satzes einen kleinen Vorsprung. Angestachelt von der guten Stimmung des Gegners begannen die Eltmänner dann ihrerseits mit dem Volleyballspielen. Ungläubig musste Trainer Schumann beobachten, wie der Gegner langsam an seinem Team vorbeizog und Satz 1 für sich entschied. Chancenlos war man hier allerdings nicht.
In Satz 2 legten die Gäste noch eine Schippe drauf. Von Anfang an dominierten sie das Spiel und ließen die Gegner diesmal nicht an sich vorbei. Jeder wuchs über sich hinaus, nahm die Stimmung von der Bank auf und setzte sie energetisiert auf dem Spielfeld um. Die in zwei Kleinbussen angereisten Gäste sorgten ebenso für Atmosphäre wie die Fans in der für 1000 Zuschauer zugelassenen Spielhalle. Nicht schlecht. Am Ende entschied Nervenstärke den Satz mit 24:26 für den VSV Jena.
Um es mit einer weiteren Floskel auszudrücken: in Satz drei war das Pulver dann erstmal verschossen. Den Lichtstädtern war der Strom ausgegangen und der konstant starke VCE setze sich Punkt für Punkt ab. Und so wechselte Trainer Schumann munter durch und ließ die jungen Wilden und den wilden Gräf aufs Feld, die zuvor noch für so viel Furore neben dem Feld gesorgt hatten. Besonders motiviert betrat Neuzugang Eric Turek den Platz. Dieser kam zur aktuellen Saison vom VC Eltmann nach Jena und wollte seinen „alten“ Kollegen zeigen, wie gut man an der Saale gedeiht. Den Satzverlust konnte auch die geballte Wildheit nicht mehr verhindern.
„Dann halt Tie-Break“ war das ganz klare Motto. „Brust raus“ forderte Kapitän Ahnert. Wie ausgewechselt betrat der Jenenser Startsechser das Feld zum Satz Nummer 4. Es begann ein Spiel auf Augenhöhe bei dem die Gäste das ein ums andere Mal das bessere Ende für sich und somit eine leichte Führung erkämpften. Die Eltmänner warfen zwar alles in die Bresche, um den Punktverlust abzuwenden, doch auch der eingewechselte US-Amerikanische Neuzugang Scutter konnte diesen am Ende nicht verhindern.
Jena wollte jetzt mehr und den Missmut, der sich auf Seiten der Aufstiegsaspiranten breit machte, ausnutzen und nun auch das Spiel für sich entscheiden. Diese Ambitionen bekamen sofort einen Dämpfer, denn die Eltmänner gingen deutlich in Führung. Trainer Schumann sah sich alsbald gezwungen beide Auszeiten zu nehmen. Seine Worte zeigten Wirkung. Sein Team kam mit einer starken Aufschlagserie zurück und wechselte beim Stand von 7:8 die Seiten. Diese knappe Führung hatte bis kurz vor Satzende bestand. Der gegnerische Siegeswille schien gebrochen. Untypischerweise schlichen sich auf der Zielgeraden Eigenfehler bei sonst so Nervenstarken Jenensern ein. Eltmann nutze das, zog vorbei und entschied den Tiebreak mit 15:13 für sich. Das ging schnell. Immerhin einen Punkt und eine Menge Lektionen entführten die Thüringer aus Bayern und schaut mit breiter Brust dem kommenden Spiel entgegen. Zelebriert wurde der Punktgewinn nach kurzem Bedauern wie ein Sieg. Grund dafür kann allerdings auch ein Geburtstag gewesen sein, in den auf der Rückfahrt reingefeiert wurde. Wir gratulieren dem ehemaligen Kapitän Franz Neumann zu einem weiteren Lebensjahr.
*(Werbung für den Sport, usw.)
Geschrieben von A. M.
Schreibe eine Antwort