Jena (cs). Das wohl intensivste Wochenende der Volleyballer vom VSV Jena ist vergangen und wurde zugleich zum erfolgreichsten. Am Samstag setzten sich die Schumann-Schützlinge erst im Thüringer Pokalhalbfinale gegen Ligakonkurrent Erfurt mit 3:1 durch und gewannen am darauffolgenden Tag im Spitzenspiel gegen den DSSV ebenfalls mit 3:1.
Getreu dem Motto der Überschrift „Kein Bier ab Vier“ hatten zahlreiche VSV Spieler Bedenken ob der ungewohnten Spielzeit von 14 Uhr am Samstagnachmittag zum Pokalhalbfinale in Erfurt. Mindestens zwei Stunden Spielzeit mussten am Ende zu Buche stehen, um das gewohnte „Feierabendbier“ guten Gewissens verköstigen zu können. Dementsprechend gemächlich begannen auch die Mannen um Interimskapitän Neumann. Halbherzig in Aufschlag und Angriff hatten die Erfurter Spieler keinerlei Probleme, den ersten Satz für sich zu entscheiden. Jena war zu diesem Zeitpunkt in fast allen Elementen chancenlos und auch im zweiten Satz verlief die Szenerie ähnlich. Der seit vergangenem Sommer neu formierte EVC unter der Leitung von Meik Minks bestätigte abermals seine bisher starken Saisonleistungen und punktete über alle Positionen. Der VSV konnte zwar anfangs immer wieder ausgleichen, doch musste ab Mitte des Satzes die Landeshauptstädter bis auf 23:19 davonziehen lassen. Allerdings besitzen die Saalestädter in dieser Saison bislang eine Qualität, die sie von zahlreichen Teams unterscheidet – man spielt einfach die Sätze gemeinsam zu Ende. Wie aus dem Dornröschenschlaf erwacht, agierten alle Spieler plötzlich hellwach in Abwehr, Block und Angriff. Kurzum, Jena drehte den Satz und spielte ab diesem Zeitpunkt mindestens auf Augenhöhe mit dem EVC. Unter der klugen Regie von Zuspieler Mengs konnten vor allem Koch und Böhme nicht vom gegnerischen Block gestoppt werden. Jena steigerte sich von Punkt zu Punkt, gewann Satz drei und diktierte schließlich im vierten Satz das gesamte Geschehen. Als dann der erlösende Matchball verwandelt wurde, kannte die Freude keine Grenzen mehr. Nicht nur, dass man am 14.04.2018 endlich wieder im Thüringer Pokalfinale steht – nein, es war zugleich auch genau vier Uhr. Doch viel Zeit zum Feiern blieb den VSV Jungs vergönnt. Coach Schumann verwies bereits unmittelbar nach dem Spiel auf den kommenden Tag, an welchem mit dem Dresdner SSV der nächste harte Brocken auf die Saalestädter wartete.
Der DSSV bestätigte in der bisherigen Saison seine Rolle als Geheimfavorit und verweilte mit nur drei Punkten Rückstand und einem Spiel weniger als die Jenenser auf Rang drei der Tabelle. Mit müden Beinen, aber dennoch absolut gewillt, Tabellenplatz eins zu verteidigen, startete der VSV-Sechser in den ersten Satz. Früh merkte man einigen Spielern die Doppelbelastung an und außer einer kurzen Aufschlagserie zu Beginn von Büttner konnte man den hochmotivierten Elbstädtern im ersten Satz nichts entgegensetzen. Die Dresdner spielten konstant und profitierten insbesondere von ihrem starken Zuspieler Zobel, welcher ein ums andere Mal den Jenaer Block vor große Probleme stellte. Mit 25:21 gewann der DSSV den ersten Abschnitt und holte damit erstmals in seiner Geschichte einen Satz gegen den VSV Jena. Während die Dresdner vom „gebrochenen Bann“ sprachen, änderte Trainer Schumann die taktische Marschroute für Block und Aufschlag und erinnerte seine Jungs nochmal daran, dass es mit ein paar mehr Prozentpunkten Leidenschaft durchaus möglich ist, hier zu gewinnen. Und die Mannen gehorchten. Angeführt von Kapitän Bräuner kämpften die Jenenser um jeden Ball. Marchal, Büttner und der eingewechselte Rogow übernahmen nun deutlich mehr Verantwortung und punkteten auch aus schwierigen Situationen, sodass der zweite Satz deutlich mit 25:20 gewonnen werden konnten. Ab diesem Zeitpunkt sahen die Zuschauer einen offenen Schlagabtausch, mit zahlreichen Ballwechseln. Im dritten Abschnitt zogen beide Teams im Gleichschritt dem Ende entgegen, ehe Kapitän Björn „Schmelle“ Bräuner mit seinem Aufschlag-Ass das 25:23 besiegelte. Erwartete man nun einen konditionellen Einbruch des VSV aufgrund des vorherigen Pokalhalbfinals, wurde man eines Besseren belehrt. Die Saalestädter erhöhten noch einmal das Tempo und setzten sich bis auf 24:20 ab. Drei Matchbälle bedurfte es allerdings, ehe Dia-Angreifer Yann Böhme das viel umjubelte 25:23 erzielte.
Trainer Schumann resümierte nach dem Wochenende: „Was die Jungs in dieser Saison leisten, ist bislang großartig. Alle haben Bock, setzen sich für den Anderen ein und geben stets Vollgas. Wir wissen, dass all diese Spiele auch anders ausgehen können und wir mit der TU Dresden bereits kommenden Samstag den nächsten Hammer vor uns haben. Dennoch genießen wir gerade jede Minute auf dem Feld und schauen einfach von Spiel zu Spiel. Schauen wir mal, was am Ende bei rumkommt. Eins ist sicher, sollten sich die Jungs bis zu Saisonende so reinhängen, ist es mir egal, welchen Tabellenplatz wir einnehmen.“
Damit bleibt der VSV Jena mit einem Punkt Vorsprung vor den Neuseenlandvolleys Markkleeberg an der Tabellenspitze. Nächste Woche reisen die Jungs wiederholt zum Auswärtsspiel nach Dresden, wo es gegen die Studenten der TU geht. Eine Woche später, am dritten Februar, können die Fans den VSV dann wieder in heimischen Gefilden betrachten. Gegner ist dann der VC Dresden II.
Ein kleiner Nachtrag: Dass alle Jungs noch ordentlich trainieren müssen, beweist die Tatsache, dass Diagonalangreifer Anton Rogow beim Montagstraining Minispielkönig wurde. 😉
Foto: Thomas Hamann
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