Wie in einem klassischen Drama nach Gustav Freitag ist auch das Spiel des 1. VSV Jena II und dem VC Dresden 2 in 5 Akte untergliedert. Nach Aristoteles gibt es drei Faktoren, die wesentlich für die Struktur eines Dramas sind: Einheit von Handlung, Zeit und Ort. Beide Mannschaften versammelten sich 20.00Uhr im Liebegymnasium und rangen erbittert um den Sieg. Damit sind alle Kriterien erfüllt. Der Rahmen für ein gutes Drama wurde geschaffen.
Bei der Auflistung der Schauspieler fehlen jedoch nicht nur Stammzuspieler Mengso und Mittelblocker Johannes, sondern auch der Headcoach aus der Lichterstadt Sebastian Mosig.
Ohne Trainer begann die Exposition, aus Thüringer Sicht schlecht (5:10). Orientierungslos stolperten die Jenaer Akteure über den Schauplatz. Die Zweiten Herren kämpften sich auf 11:14 ran, jedoch beeindruckte diese Szene die Dresdner wenig. Erst beim Spielstand von 18:22 wurde die, in den weitern Akten kommende Spannung, in einem literarischen Vorgriff angedeutet. Jena gab keinen Ball als verloren auf und ließ die Sachsen ihre Spielstärke spüren (23:24). Jedoch gelang es dem VC Dresden mit dem nächsten Ball einen Schlussstrich unter diesen Akt zu ziehen. Endstand 23:25.
Von dem Wissen, dem Gegner auch ohne Headcoach in nichts nachzustehen, begannen die Herren des 1. VSV Jena II den nächsten Akt deutlich besser als den ersten (7:3). Es folgte ein ausgeglichenes Spiel, gipfelnd in einer weiteren Crunchtime. Doch auch dieses Mal setzte sich der, von den heimischen Fans angetriebene, VC durch (23:25).
Der Höhepunkt der Spannung wurde wie in einem klassischen Drama im dritten Akt gesetzt. Das enge Kopf an Kopf rennen steigerte sich bis zum Spielstand von 24:24. Der aufmerksame Zuschauer kannte zu diesem Zeitpunkt bereits den Ausgang des Satzes: Jena gewinnt 26:24. Andernfalls hätten die Jenaer Spieler in der Mitte des Stückes abgehen müssen, dies haben die Poeten aus der Lichterstadt erfolgreich verhindert.
Das retardierende Moment im vierten Akt, welches die Auflösung des Dramas nach hinten verschiebt, begann von Thüringer Dominanz geprägt (7:3). Die Athleten vom 1. VSV Jena II behielten diesen Vorsprung bis Satzende und gewannen, verhältnismäßig deutlich mit 25:21.
Anstatt zu resignieren, befeuerte der Satzverlust den Siegeswillen der Sachsen. Spielerisch und mental standen die Zweiten Herren der Heimmannschaft jedoch in nichts nach. Erst der Seitenwechsel beim Spielstand von 8:7 ließ die Zuschauer des Dramas kurz aufatmen. Der Punktestand von 14:11 aus Jenaer Sicht veranlasste schon, auf ein vorzeitiges Ende zu hoffen. Blankliegende Nerven und eine souverän spielende Dresdner Mannschaft verlängerten allerdings das Stück auf 18:17. Ein brillanter Spielerwechsel erhöhte jedoch nicht nur unseren Block, sondern auch den Druck auf die Angreifer des VC. Einer von ihnen konnte nicht standhalten. Der angegriffene Ball flog deutlich ins Aus.
Jubel entfachte bei den Zuschauern. Das Stück war beendet.
Schlagwörter: Zweite Herren
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