Von Marcus Schulze
Jena. Auch in der zweiten Partie binnen zwei Tagen beschworen die Volleyballer von der Saale reichlich Pathos, doch am Ende sah man auf Jenaer Seite nur noch versteinerte Mienen, denn mit der Niederlage geht auch eine Entscheidung für den weiteren Saisonverlauf einher…
Stoisch und solitär verharrte der Hallenwart zu fortgeschrittener Stunde auf der riesigen Tribüne in der großen Halle des Sportkomplexes in Lobeda-West. Da saß sie nun, die graue Eminenz der imposanten Anlage, und verfolgte das Geschehen unten auf dem Parkett zwischen dem VSV Jena 90 und dem VGT Marktredwitz aus fast schon privilegierter Perspektive. Zuvor hatte er noch gewissenhaft die Bälle zusammengetragen, die während der Erwärmung vor der Partie am Sonnabend auf den verwaisten Zuschauerreihen landeten. Auf der Bank zu seinen Füßen auf der Tribüne hatte er die Bälle dann gar fürsorglich nebeneinander platziert – und jetzt, gegen 22:10 Uhr, nahm er sich die Zeit, um den Entscheidungssatz zwischen den Jenaern und den Oberfranken zu verfolgen, wenn auch reichlich ungerührt…
Die Hausherren konnten den ersten Satz mit 25:22 für sich entscheiden, mussten den zweiten (20:25) und den dritten (23:25) jedoch an die Gäste abtreten. Ergo: Sie waren im vierten zum Siegen verdammt – mal wieder, denn bereits am Tag zuvor gegen den VC Zschopau war es ihnen so ergangen. Auch da mussten sie den vierten Satz gewinnen, um wenigstens einen Punkt zu holen – und dergleichen gelang ihnen am Freitag (30:28!) und auch am Sonnabend (26:24), sodass beide Partien letztendlich im Tiebreak mündeten.
„Das ist genau wie gestern“, schrie Jenas Jens Ellmrich während einer Auszeit im finalen Satz beim Stand von 7:10 aus Jenaer Sicht gar inbrünstig. Mit seinen Worten erinnerte der Diagonalangreifer seine Mitstreiter an die Tatsache, dass man auch gegen Zschopau im Entscheidungssatz phasenweise zurücklag, um am Ende doch noch zu triumphieren. Doch Ellmrich irrte.
Es war eben nicht wie am Freitag. Da konnten die Gastgeber zwar den Rückstand wettmachen und die Partie am Ende sogar drehen; am Sonnabend indes verspielten sie gleich zweimal einen ansehnlichen Vorsprung und rannten anschließend einem Rückstand hinterher – letztendlich vergebens. Den Tiebreak entschied Marktredwitz mit 15:10 für sich. Ergo: Zwei Spiele, drei Punkte.
„Das war heute ein einziges Auf und Ab; in taktischer Hinsicht waren wir sehr inkonsequent. Außerdem waren wir in den entscheidenden Situationen nicht zwingend genug im Angriff“, resümierte Christian Schumann am Sonnabend.
Mit dem Dargebotenen am Tag zuvor gegen Zschopau zeigte sich der VSV-Coach indes sehr zufrieden. Da habe sein Team nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder bewiesen, dass es noch in der Lage sei, eine Partie zu drehen. „Wir können es noch!“ Gut 24 Stunden danach war die Euphorie vom Vortag regelrecht verpufft. Und so widmeten sich die Volleyballer von der Saale mit versteinerten Mienen dem Abbau, wohlwissend, dass sie nun in die Play-downs müssen.
Zum besten Spieler in den Reihen des VSV Jena 90 wurde am Sonnabend Libero Robert Büttner gewählt, während am Freitag Eric Turek jenen Titel verliehen bekam. Doch das war nicht der einzige Titel, den der Außenangreifer erhielt. Der 19-jährige Student wurde von seinen Teamkollegen ob seiner klugen Entscheidungen am Netz nur noch „der Schlaue“ genannt.
Ach ja, der Hallenwart war gen Ende des fünften Satzes nicht mehr auf der Tribüne. Womöglich hatte er aufgrund seiner Erfahrung erahnt, wie die Partie enden wird. Die Weisheit des Hallenwarts eben…
Foto: Jan Giesecke
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