Das Duell zwischen Jena und Erfurt verspricht immer eine gewisse Brisanz. Anders als bei der Randsportart Fußball kam es vor Anpfiff in Erfurt nicht zu nonverbalen Auseinandersetzungen der Fans und diese mussten auch nicht separiert werden. Auf dem Spielfeld sollte es hingegen ordentlich zur Sache gehen. Keine weitere Niederlage im Jahr 2018 war das Ziel des Teams von Trainer Schumann. Erst recht nicht gegen den direkten Verfolger und Erzrivalen aus der Landeshauptstadt. Nahezu in Bestbesetzung – bei den Erfurtern fehlte der etablierte Zuspieler und bei Jena Außenangreifer Büttner – bestritten beide Teams hochmotiviert und bestens vorbereitet die Partie.
Das Match begann rasant. Nach wenigen Minuten stand es 9:3, dann 13:4 für Erfurt. Die starken Aufschläger Bakumowski und vor allem Kaufer nahmen die Annahme der Badboys auseinander wie eine Weihnachtsgans. War eine Annahme dann spielbar, zeigte sich kein Angreifer unbeeindruckt genug, sich gegen Block und Abwehr durchzusetzen. Dafür schepperte es auf der eigenen Seite. Der Satz war verloren, bevor er überhaupt begonnen hatte. Die ersten drei Breaks gelangen den Gästen beim Stand von 23:12. Der Satz ging deutlich mit 25:16 an Erfurt. Missmutig und überwältigt von der gegnerischen Prävalenz schlurften die Badboys vom Platz.
Immerhin hatte man die Gegner eingelullt und siegessicher gemacht. Das musste sich doch als Vorteil erweisen. Die ersten Punkte im zweiten Satz konnte der VSV sogar mithalten. Erfurt erschien nicht mehr so zwingend. Trotz des anfangs ausgeglichenen Satzes war die Stimmung auf Seiten der Badboys eher gedrückt und das Spiel wirkte verkrampft. Und dann kam Kaufer, das Ungeheuer, zum Aufschlag. Plötzlich stand es wieder 19:11. Der Siegeswillen der Jenaer Mannen war gebrochen und Erfurt war sich des Sieges sicher. Zu sicher. Nach einer Aufschlagserie von Jenas Außenwaffe Marchal waren die Gesichter beim Stand von 19:22 wieder entspannter. Hoffnung keimte auf und Erfurt zeigte plötzlich Nerven. In der Folge gelang ihnen kein Break mehr. Jenas Mittelblockmaschine Brese malte hingegen vier Aufschläge übers Netz. Erfurt scheiterte zwar nicht in der Annahme, jedoch am bärenstarken Block der Batboys. Viermal landete der geblockte Ball schneller auf dem Boden als der Erfurter Außenangreifer. So auch der Ball zum unglaublichen 26:24 Satzgewinn für Jena. Den Satz hatte Erfurt eindeutig mit dem Kopf verloren.
Die Hauptstädter ließen sich von dem unerwarteten Satzverlust scheinbar nicht beeindrucken. Die Annahme beider Teams hatte sich stabilisiert und ließ einen offenen Schlagabtausch zu. Der VC lag jedoch ständig einige Punkte vorn. Dieser Umstand konnte die siegeswütigen Batboys allerdings nicht mehr verunsichern. In der Crunchtime zogen sie wieder an, konnten indes ihre Satzbälle aber nicht verwandeln. Erst zum 29:27 errangen sie den Satzgewinn zum 2:1.
Wenn es nach den Gästen gegangen wäre, hätte der vierte Satz der letzte sein sollen. In Erfurt sollte nun kein Punkt mehr gelassen werden. Die Fans sahen jetzt typischen Herrenvolleyball. Annahme, Pass, Angriff, Punkt. Keinem Team gelangen nennenswerte Breaks. Die nun positive Anspannung war den Jenaern deutlich anzumerken. Jeder Punkt wurde – und so sollte es ja eigentlich immer sein – gefeiert. Wer da drüben auf dem Feld stand, war jetzt egal. Erst kurz vor Satzende konnten sich die Jenaer Spitzenathleten in einer emotionalen Schlussphase einige Breaks erarbeiten und den Satz mit 25:23 für sich entscheiden. „Derbysieger, Derbysieger hey hey“ wurde im Anschluss gesungen. Das Ziel war erreicht. Mit nur einer Niederlage in der Hinrunde beenden die Batboys ebendiese. Einziger Wermutstropfen bleibt die makellose Bilanz des Tabellenersten aus Markleeberg.
Foto: Thomas Hamann
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